Neue Technik erleichtert Feldarbeit

 

 

Wie gut die Felder bestellt sind, erfuhren die Teilnehmer der Flurbesichtigung, zu der die Scharlibber Genossenschaft eingeladen hat.

Von Lothar Schirmer | 04.06.2019

Der „Chef“, ein stattlicher Bulle, verschafft sich Respekt. Die Kreuzung zwischen Fleckvieh und Uckermarker bringt der Genossenschaft beliebte Fleischrinder. Haben die Tiere ein Gewicht von 300 Kilo erreicht, werden sie an Mastbetriebe verkauft. Foto: Lothar Schirmer

 

Scharlibbe l Das Leben ist kein Ponyhof! Und in einem landwirtschaftlichen Betrieb zu arbeiten, ist nicht nur eitel Freude. Aber wer den Bauern der Agrargenossenschaft Elbeland mit Sitz in Scharlibbe gut zugehört hat und erlebte, mit welcher Begeisterung sie von ihrer Arbeit berichteten und den Besuchern neue Technik vorstellten, der hat gespürt, dass hier Menschen arbeiten, die mit Leib und Seele Landwirte sind.

Genossenschaftsmitglieder, Verpächter und interessierte Bewohner der Region waren zur traditionellen Flurbesichtigung eingeladen. Die Begrüßung mit Kaffee und Kuchen fand bei Sonnenschein neben dem neuen Werkstattgebäude statt. Hier erfuhren die etwa 60 Gäste von Geschäftsführerin Ute Panther, dass es gut steht um die Genossenschaft. Grund dafür ist eine über Jahre vor- ausschauende Planung und breite Aufstellung des Betriebes. Er setzt auf unterschiedliche Sparten: Neben der Läuferaufzucht gibt es den großen Bereich des Ackerbaus, drei Rinderherden und eine Biogasanlage. Das ermöglicht einen sinnvollen Kreislauf mit der Verarbeitung eigener Produkte und Abprodukte.

Eine Investition in die Zukunft ist deshalb auch der geplante Ausbau der Biogasanlage, die neben der Läuferaufzucht im Verantwortungsbereich von Frank Schirmer steht. Ein zusätzliches Blockheizkraftwerk ermöglicht, Energie ins Netz zu stellen, wenn sie dringend gebraucht wird.

Sorge wegen geplanter Polder

Vorausschauend zu planen, heißt für die Scharlibber auch, Lehrlinge auszubilden. Nur wenn junge Menschen für den Beruf des Landwirtes begeistert werden können, kann die über 60-jährige Tradition der Genossenschaft weitergeführt werden. Attraktiv ist der Beruf allemal, denn in allen Bereichen bestimmt modernste Technik die tägliche Arbeit.

Einen harten Kampf werden die Genossenschaftler noch bei der Planung des Elbdeiches ausfechten. Ute Panther favorisiert die Variante des Polders Tangerhütte/Tangermünde, bei dem schon fast alles vorhanden ist und für rund zwölf Millionen Euro Investition ein Retentionsvolumen zur Verfügung steht, das um das Doppelte größer ist als das beim neu vorgeschlagenen Polder um Klietz. Der würde übrigens nach vorläufigen Angaben gut über 70 Millionen Euro kosten. Überflutungen in diesem Bereich wären für die Genossenschaft absolut existenzbedrohend.

Unter den Besuchern war auch der ehemalige langjährige Vorsitzende der Genossenschaft, Ottmar Kapl. Er verwies auf einen bundesweiten Trend, der die Existenz von Agrargenossenschaften akut gefährdet. „In großem Stil werden von europaweit agierenden Unternehmen landwirtschaftliche Flächen aufgekauft. Flächen, die den Bauern vor Ort nicht mehr zur Verfügung stehen, die aber dringend benötigt werden, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.“ Er wandte sich an die Verpächter und deren Erben mit der dringenden Bitte, weiterhin ihr Land der Genossenschaft und den Menschen in der Region zur Verfügung zu stellen.

 

Im sogenannten Leutewagen geht es über holprige Feldwege durch die Gemarkung der Agrargenossenschaft. Foto: Lothar Schirmer

 

Neuer Mähdrescher und Pumptankwagen

Arnim Glimm, Leiter des Bereichs Ackerbau, stellte nicht ohne Stolz die neuesten technischen Errungenschaften vor: ein Mähdrescher „W 650i“ der neuesten Generation und ein Pumptankwagen „JOSKIN 24 000“, mit dem Gärreste aus der Biogasanlage in den Boden eingebracht werden können. Mit der sogenannten Schleppschuheinarbeitung werden die Gärreste in kleinen Furchen eingebracht, so dass es keine Verluste und auch kaum Geruchsbelästigung gibt. Damit wird die Genossenschaft den Anforderungen der neuen Düngeverordnung gerecht.

Der Traktor „6210R“ gehört zur Standardausstattung und war mit seiner Aufgabe, den „Leutewagen“ aus tiefsten LPG-Zeiten mit den Gästen durch die Flur zu ziehen, eindeutig unterfordert. Auf mehreren Runden durch die Gemarkung konnten sich die Besucher an sauberen Beständen erfreuen, allerdings waren auf einigen Flächen bereits Trockenschäden zu sehen. Bei weiter ausbleibenden Niederschlägen in Verbindung mit der erwarteten Hitzeperiode befürchtet Arnim Glimm gerade auf den Übergangsböden erneut Ertragsausfälle.

Neben vier Getreidesorten bauen die Scharlibber Mais, Zuckerrüben und Raps an, dadurch ist ein kontinuierlicher Fruchtwechsel gewährleistet.

Zwischenstopp bei den Rinderherden

Besonders in Elbnähe gibt es viele Grünflächen, ideal für die Haltung von Rindern. Die Agrargenossenschaft setzt seit einigen Jahren auf die Zucht von Fleischrindern. Der Bestand ist auf drei Herden aufgeteilt. Die in Scharlibbe gezüchtete Kreuzung zwischen Fleckvieh und Uckermärkern ist bei den Abnehmern beliebt. Die sogenannten „Absetzer“ werden an sie zur weiteren Mast geliefert, wenn sie etwa 350 Kilo wiegen. Beim Zwischenstopp neben der Koppel konnten die Tiere hautnah erlebt werden. Beeindruckend war der Bulle, der seine Herde im Griff hat und sie nach kurzer Zeit mit energischem Brüllen zum Rückzug aufforderte.

Es gab gebackenes Schwein und auch Kuchen für die Gäste. Foto: Lothar Schirmer

 

Naturschutz gehört zur guten Landwirtschaft

Etwa 50 Hektar der Nutzfläche sind Brachland. Da wird die Natur bis auf einen Pflegeschnitt Anfang Juli sich selbst überlassen und bietet vielen Tieren die Möglichkeit, sich zu entfalten. Das sind häufig leichte Böden, die als Äsungsflächen zwischen Wald und Feld dienen. Ganz gezielt sind für Bienen und Insekten mehrere Blühstreifen an Feldrändern angelegt worden. Sind Maisfelder in Waldnähe, dann trennen 20 Meter breite Schutzstreifen das Feld vom Wald. Hier haben Jäger die Gelegenheit, Wild zu jagen, das gern in die Felder zieht.

Nach der Flurbesichtigung wurden zwei gebackene Spanferkel serviert. Gut gewürzt und in der Bäckerei von Cornelius Glaser auf den Punkt genau gebraten, waren sie gerade richtig für den Einstieg in den Nachmittag und Ausklang eines interessanten Abstechers in die Agrargenossenschaft Elbeland.