Slawischer Burgwall in Klietz
Unweit der Stelle am Kleinen Klietzer See, wo heute Kühe weiden, befand sich ein frühslawischer Burgwall. Foto: Lothar Schirmer
Auf einer kleinen Halbinsel am Ostufer des Kleinen Klietzer Sees befinden sich ca. 200 m westlich der Ortschaft die Reste einer weitgehend abgetragenen historischen Burganlage. Bei der ursprünglichen Anlage handelt es sich um einen frühslawischen Burgwall. Bei Grabungen zwischen 1976 und 1982 wurden 2 Wallphasen belegt, die beide ins 8.-10. Jh. datiert werden. Die ältere Wallphase weist eine Basisbreite von 5,9 m und die jüngere von 12,2 m auf. Der Wall war in Rostkonstruktion mit hölzerner Vorderfront errichtet, zunächst aus Flechtwerk, später als Holz-Ton-Konstruktion. Die umgestürzte gut erhaltene Vorderfront ließ auf Palisaden bis zu 3 m Länge schließen. Die Innenseite des Walls bestand vermutlich nur aus einer Erdanschüttung. Von der östlich gelegenen Vorburg war bei den Grabungen keine Befestigung mehr erkennbar. Die gefundene Keramik gehört der altslawischen Ützer Gruppe mit überwiegend geradlinigen Kammstrichverzierungen an, ferner traten spätslawische Standbogengefäße, hochmittelalterliche rotbraune und blaugraue Kugeltopfware sowie weiße, oft rot bemalte Scherben auf. Eine dunkle Schicht unter dem Wall konnte nicht eindeutig als ältere unbefestigte Siedlung erschlossen werden. Spätestens Mitte des 12. Jahrhunderts wurde an der Stelle des slawischen Burgwalls eine frühdeutsche Burganlage errichtet, die 1144 als Burgward “Clitze” urkundlich Erwähnung fand. Die in der Anlage gefundene hochmittelalterliche Keramik entspricht diesem urkundlich überlieferten deutschen Burgward, dessen Aufbau bei den Grabungen nicht mehr feststellbar war. Bis in die 1930er Jahre sollen hier noch Burgreste erhalten gewesen sein. Heute findet sich nur noch die flache, aber im Gelände deutlich erkennbare Erhebung, die derzeit als Viehweide genutzt wird.
Quelle: Slawische Burganlagen in Sachsen-Anhalt – https://slawenburgen.hpage.com/sachsen-anhalt.html