BUNDESWEHR KLIETZ –

Land will Kaserne länger für Flüchtlinge

Das Land hat einen Antrag beim Bund gestellt, die Klietzer Kaserne länger als bis Mai 2017 als Erstaufnahmeeinrichtung zu nutzen.
Von Anke Schleusner-Reinfeldt | 08.09.2016

Flüchtlinge in Klietz bleiben länger in der Kaserne Klietz

Vor einem Jahr kamen die ersten Flüchtlinge in Klietz an. Foto: Volksstimme Archiv

Klietz l Und zwar bis Ende August 2018. Beim Innenministerium war zu einer Stellungnahme bislang niemand zu erreichen. Die Entscheidung des Bundesministeriums für Verteidigung zu diesem Antrag steht noch aus. Oberstleutnant Michael Vormwald, Kommandeur des Bundeswehrbereiches Ost, bestätigt, dass er vor wenigen Tagen Stellung zu diesem Antrag nehmen musste. „Ich lehne das ab! Wie vereinbart wollen wir die Kaserne Klietz so schnell wie möglich wieder als Truppenunterkunft nutzen.“ Der Bereich für die Flüchtlinge, für die das Objektmanagement der Bundeswehr sechs Wohnblöcke und elf kleine Gebäude zur Verfügung gestellt hat, nimmt den größten Teil des Truppenlagers ein. „Wir haben eine deutlich reduzierte Belegung. Es gibt zwar keine Absagen von übenden Truppen, aber sie kommen mit deutlich weniger Soldaten. Sie weiterhin in Zelten unterzubringen, ist auf Dauer nicht tragbar“, setzt er sich für den Klietzer Standort ein. Auch für Altengrabow hat das Land eine Verlängerung beantragt – hier stehen die Flüchtlingsunterkünfte seit Pfingsten leer.

Witt: „Diese Lügerei ist grauenvoll!“
„Das darf doch wohl nicht wahr sein“, reagiert Verbandsbürgermeister Bernd Witt auf die Information zum Antrag des Landes. „Diese Lügerei ist grauenvoll! Es wurde immer gesagt, dass die Kaserne bis April/Mai 2017 Erstaufnahmestelle sein soll, länger nicht. Das Land nimmt uns doch gar nicht für voll und macht, was es will. Es hat den Blick auf die Gesamtheit völlig verloren!“

Landrat Carsten Wulfänger hatte kürzlich die Information vom Land erhalten, dass das Land die Kaserne Klietz solange nutzen will, bis die Erstaufnahmestelle in Stendal fertig ist – dort ist noch nicht einmal mit der Herrichtung des Gebäudes, das sich quasi im Rohbau befindet, begonnen worden. „Dass das Land tatsächlich einen Antrag gestellt hat, ist mir neu. Ich habe den Minister darauf hingewiesen, dass die Kaserne so schnell wie möglich an die Bundeswehr zurückgegeben werden muss. Denn der Standort ist wichtig für die Region“, so Carsten Wulfänger.

Auch Anlieger, die im Volksstimme-Gespräch vom Antrag erfahren haben, sind empört: „Dann gehen wir auf die Straße, das lassen wir uns nicht gefallen! Sollen doch die Antragsteller mal herkommen in die Seesiedlung und sich ein Bild von der Situation im Wohngebiet, wo zudem auch noch Belastungen durch umfangreiche Flutsanierungen herrschen, machen – dann würden sie anders entscheiden.“