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Der Feststellungs-Bescheid

Post mit dem Aufdruck „Feststellungs-Bescheid“ klingt erst einmal amtlich, nimmt einem dann aber doch den ersten Schreck, wenn der Inhalt verkündet, dass man satte 150.000€ gewonnen hat.

Ein Klietzer hat mir die an sich gerichtete Post zugeschickt und ich habe nicht schlecht gestaunt, welchen Aufwand ein Unternehmen da betrieben hat, um bundesweit zehntausenden Empfängern zu suggerieren, dass mit der Post ein Geldsegen ins Haus kommt.

Sieben einzelne „Dokumente“, mehrfarbig bedruckt und mit Stempeln und Bezeichnungen versehen wie „VERTRAULICH! Nur für nebenstehenden Empfänger bestimmt“ – „WICHTIG! 150.000€ sind offiziell zur Auszahlung bestätigt und freigegeben …“ „Herr … erhält 150.000€ in Bar!“ – „Bereitstellungs-Bescheid“. Ja sogar ein extra verklebtes „Offizielles Siegel-Kuvert“ mit dem an den Adressaten persönlich vergebenen ZUTEILUNGS-SIEGEL“ ist in der Postsendung. Und beinahe hätte ich es vergessen, eine „Vorläufige Fahrkarte“ zur Gewinnübergabe in Berlin ist auch beigelegt. Können Sie noch folgen? – Wenn nicht, dann müssen Sie sich keine Sorgen machen. Diese Reizüberflutung mit Hinweisen auf den großen Gewinn ist gewollt. Die macht Sie anfälliger für zwei weitere Beilagen des Briefes; einen Katalog mit Angeboten von Schlager-CD’s zum „Vorzugspreis“ und den dazugehörigen Bestellschein. Mal ehrlich, mit der Aussicht auf so viel Geld bestellt man schnell mal ein paar CD’s, auf die man sonst gern verzichtet hätte. Außerdem steht da noch in dicken roten Lettern: „WICHTIG! Keine Antwort bedeutet unwiderruflich, dass Sie gegebenenfalls auf 150.000€ in Bar verzichten!“ Also rein mit dem Bestellschein in das beigelegte Kuvert, eine 70-Cent-Marke aufgeklebt und ab die Post …

Glatter Betrug! – meinte der Klietzer in einem Telefongespräch mit mir. Ist es aber nicht, denn auf der Rückseite eines dieser „Dokumente“ stehen über sieben Zeilen kleingedruckt, in blassgrauer Farbe, ohne Absatz und durchweg in Großbuchstaben geschrieben – also so, dass es sich keiner durchliest – die Teilnahmebedingungen. Und die sagen, dass es von allen Einsendern nur einen Gewinner gibt. Ob ausgerechnet Sie der Glückspilz sind, steht in den Sternen. Fazit: Keine Straftat aber in meinen Augen eine hochgradig unseriöse Geschäftspraxis. Schade um die vielen Bäume, die für diese Briefe gefällt werden mussten. Tun Sie deshalb etwas Gutes; verbrennen Sie den Brief nicht, werfen Sie ihn einfach in die Papiertonne.

Geldautomat Schiene
Wahrsagerin

Post von der Hellseherin

Also mal ehrlich, es gibt Dinge, die tut man einfach nicht. Zum Beispiel älteren Menschen einen Schreck einjagen. Und genau das ist zum Jahresende recht häufig passiert.

Ich denke dabei an Schreiben, die eine selbsternannte Hellseherin von angeblich internationalem Ruf, die auf den schönen Namen Samantha hört, an viele Bürger geschickt hat. Mit einer Kaltschnäuzigkeit ohne gleichen teilt sie mit, dass den Adressanten demnächst ein großes Unheil ins Haus stehe. Über drei Seiten verbreitet sie eine Mischung von mystischer Geheimniskrämerei und metaphysischen Worthülsen und schürt damit ganz gezielt Ängste. Aber sie wäre ja keine richtige Hellseherin, wenn sie nicht gleich eine Lösung zur Abwendung des Problems parat hätte. Die Lösung ist denkbar einfach: Man schicke 25, besser noch 30 EURO an eine Postfachadresse im Ausland und schon würde per Post das alles heilende Rezept eintrudeln. Sie wissen, wie Sie damit umzugehen haben. Erstens nicht einschüchtern lassen, zweitens nicht drüber ärgern und drittens in den Papierkorb schmeißen. Dann können Sie den Start ins neue Jahr mit dem guten Gefühl starten, Ihr Geld nicht an eine Betrügerin verschwendet zu haben.

Manipulierter Geldautomat

Es ist schon eine ganze Weile her, dass Täter mit Lesegeräten die Daten von EC-Karten kopierten und mit Minikameras die PIN erspähten. Was sich vor einigen Tagen an einem Bankautomaten im Süden unseres Landes abspielte, ist eine völlig andere Methode, an das Geld der Kunden zu kommen.

Sie wissen wie das abläuft, wenn man Geld aus dem Automaten holt. Karte rein, PIN eingetippt, Geldwunsch anklicken, rassel rassel im Automaten, Karte herausziehen und schon kommen die Geldscheine aus dem Schlitz. Und genau das geschah in diesem Fall nicht. Mehrere Kunden standen wartend am Geldautomaten, bis sie dann ohne Geld die Filiale verließen. Eine Kundin ging allerding an den Schalter und meldete die Fehlfunktion. Eine genaue Kontrolle zeigte, dass Jemand eine Metallschiene, die der echte Abdeckung des Geldausgabeschlitzes verblüffend ähnlich war, vor den Schlitz geklebt hat. Beim Geldabhebevorgang wird das Geld herausgeschoben aber von der falschen Schiene, für den Kunden nicht sichtbar, blockiert. Der Automat zieht nach kurzer Zeit das Geld, das nicht entnommen wurde, zurück. Um dies zu verhindern, wird von den Tätern die Innenseite dieser Schiene mit einer klebrigen Substanz versehen, die bewirkt, dass die Geldscheine daran hängen bleiben. Vom Täter, der sich bei dieser Masche immer in der Nähe aufhalten muss, wird dann das Geld entnommen, nachdem der Kunde den Platz verlassen hat.

Sollten Sie einmal mit dieser Situation konfrontiert werden, dann schauen Sie sich den Schlitz genau an, entfernen ggf. die Schiene, informieren Sie die Filialmitarbeiter oder rufen Sie umgehend die Polizei über 110 an, ohne sich vom Ort zu entfernen.

Geldautomat Schiene
Bild Mann am Telefon

Der Deal mit dem Staatsanwalt

Um an das Geld anderer Leute zu kommen, lassen sich Betrüger oft aufwendige Legenden einfallen und scheuen sich nicht, ihr Vorhaben an mehreren Tagen bei der gleichen Person zu versuchen. In Zichtau ist ein Mann fast um mehrere Eintausend Euro geprellt worden.

Telefonisch meldete sich bei ihm eine Frau, die sich als Mitarbeiterin des Hauptsitzes der Sparkasse in Frankfurt vorstellte. Sie teilte ihm mit, dass auf Anordnung der Staatsanwaltschaft sein Konto innerhalb von 24 Stunden gesperrt werden würde. Einen Grund nannte sie nicht, verwies aber darauf, dass ein Staatsanwalt Dr. Rosenberg sich melden würde. Eine halbe Stunde später kam dann auch der Anruf des vermeintlichen Staatsanwalts. Dieser erklärte, dass angeblich bei einem Unternehmen eine Schuld von 14.000€ zu begleichen sei. Worin die Schuld bestand erklärte er nicht, erwähnte aber, dass bei einem Strafverfahren jeder Richter dem Unternehmen Recht geben würde und im Fall einer Verhandlung die Kosten für ihn auf 20.000€ steigen würden. Dann verwies er auf die Möglichkeit einer außergerichtlichen Lösung. Wenn er heute noch auf ein Konto 4.600€ zahle, dann würde das Strafverfahren eingestellt werden. Um dem ganzen einen noch offizielleren Schein zu geben, sagte der vermeintliche Staatsanwalt, dass er noch einmal die Akten einsehen werde und sein Mitarbeiter in zirka einer Stunde ihm die Kontonummer durchgeben würde. Diese Zeit nutze der Angerufene, um mit seiner Sparkasse zu telefonieren. Hier erfuhr er, dass es sich bei den Anrufen um eine Betrugsmasche handelt. Tatsächlich kam auch noch ein Anruf von einem angeblichen Herrn Weber. Dem sagte aber der Zichtauer, dass er nicht auf solch eine Betrugsmasche reinfalle und legte auf. Eigentlich, sollte man meinen, ist damit die Geschichte zu Ende. Das war sie aber nicht. Am nächsten Morgen meldete sich noch einmal die falsche Sparkassenmitarbeiterin und beteuerte, dass die Geschichte wahr sei und er mit der Sperrung seines Kontos rechnen müsse. Erst als der wachsame Mann erklärte, dass er eine Anzeige bei der Polizei erstattet habe, legte die Anruferin auf und meldete sich nie wieder.

Egal wie glaubwürdig die Legenden von Anrufern auch klingen; ein Anruf bei Bekannten, dem Geldinstitut oder der Polizei hilft Ihnen viel Geld zu sparen.