FILMENACHMITTAG
Erinnerungen an tolle Klietzer Feste

Lothar Schirmer zeigte teils unveröffentlichte Filme von den Kooperationsfesten

Von Ingo Freihorst | 21.03.2023

Eine gleich zweifache Premiere fand am Wochenende in Klietz statt: Erstmals wurde zu einem Filmnachmittag geladen, wobei teils noch unveröffentlichte Videos zu sehen waren.

 

Hans-Otto Bernau zeigt einen alten sowjetischen Filmprojektor für die Super-8-Filme, welche auch sein Vater aufgenommen hatte. Foto: Ingo Freihorst

 

Die Tanzgruppe der damaligen Klietzer Oberschule bereicherte das Programm der Kooperationsfeste ebenfalls. Foto: Ingo Freihorst

 

Moderator Lothar Schirmer (links) befragt Joachim Steinborn, einen der ehemaligen Kameraleute bei den Kooperationsfesten. Der Klietzer, der einst die Foto-AG an der Schule geleitet hatte, fand noch einen Karton mit alten Fotos zu Hause, welche er Lothar Schirmer überließ. Foto: Ingo Freihorst

 

Klietz l Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre waren die Kooperationsfeste in Klietz der Renner. Sie waren so groß aufgezogen worden, dass im Auftrag der Gemeinde sogar Filmaufnahmen angefertigt wurden. Wobei die Filme von den ersten beiden Festen danach öffentlich gezeigt wurden.

Die Aufnahmen von den vier folgenden Festen waren jedoch bislang noch nie gezeigt worden. Dank Lothar Schirmer änderte sich das jetzt. Der ehemalige Klietzer und pensionierte Kriminalkommissar hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die Klietzer Geschichte aufzuarbeiten. Dazu hatte er die alten
Filmaufnahmen zu Hause aufwendig mit einer Digitalkamera kopiert und vertont. Teils sogar mit alten Aufnahmen vom Klietzer Pionierorchester, wo er einst selbst mitgespielt hatte.

Der Filmnachmittag bei Kaffee und Kuchen im Schullandheim fand so viel Zuspruch, dass anderntags noch ein zweiter Nachmittag folgte, welcher ebenfalls fast ausgebucht war. Weitere sind für Scharlibbe und Neuermark-Lübars geplant, denn diese Orte waren wie auch Schönfeld ebenfalls an den Kooperationsfesten beteiligt.

Die Kooperationsfeste bekamen ihren Namen wahrscheinlich von der Kooperativen Abteilung Pflanzenproduktion (KAP), welche neben der Nationalen Volksarmee und dem Armeeforstbetrieb zu den Geldgebern zählte. Dank
dieser Mittel war es auch möglich, bekannte Künstler wie die „Vier Brummers“ oder das Theater der Altmark aus Stendal einzuladen.

Insgesamt existieren sechs Filme von diesen Festen, wobei die ersten beiden jeweils eine halbe Stunde lang sind. Beim Filmnachmittag wurden jedoch nur Ausschnitte von jeweils fünf bis sechs Minuten Dauer gezeigt. In voller Länge sind die Filme auf einer DVD zu sehen, von welcher Lothar Schirmer 45 Stück mitgebracht hatte – und welche am Ende restlos ausverkauft waren.

Der Moderator freute sich, zur Premiere am Sonnabend so viele alte Bekannte zu erblicken, darunter auch etliche, welche schon lange nicht mehr in Klietz wohnen. So wie Hans-Otto Bernau, der Sohn des Kameramannes Hugo Bernau – von ihm hatte Lothar Schirmer die vier noch unbekannten Filme erhalten.

Alte Fotos werden nun ebenfalls digitalisiert.

Lothar Schirmer zählte neben diesem noch die Kameramänner Günter Klask und Joachim Steinborn auf. Letzterer war bei der Premiere mit anwesend und berichtete, dass er als Leiter der Foto-AG an der damaligen Hans-Beimler-Oberschule noch einen Karton mit Fotos aus iener Zeit gefunden hatte. Diese wird Lothar Schirmer ebenfalls digitalisieren. Die Foto-AG hatte zu den Festen auch Ausstellungen auf großen Papierrollen präsentiert, wovon es auch noch einige Exemplare gibt.

Festgehalten wurden die ersten beiden Feste auf 8-Millimeter-Schmalfilmen, die späteren Feste ab 1971 auf schon etwas besseren Super-8-Filmen. Ein Film kostete 20 Mark, was damals viel Geld war. Geschnitten und vertont wurden die Filme zu Hause bei Hugo Bernau – unter anderem sogar mit der nachgesprochenen Rede vom Bürgermeister Arno Schulz, aufgenommen vom Kohle-Mikrofon und mit Musik von Schallplatten.

Die Premiere der Kooperationsfeste war 1969. Das Pionierblasorchester führte den Umzug an, das Kinderfest gestaltete die Gruppe des Demokratischen Frauenbundes (DFD) aus der Friedenssiedlung. Junge Reiter zeigten ihr Können, die Kameraden der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) fuhren waghalsig auf Zweirädern, die Kapelle aus dem altmärkischen Kläden spielte auf, beendet wurde der erste Tag mit dem Kindertanz.

Der Chor und das Orchester aus Klietz begleiteten den Frühschoppen am zweiten Festtag, auch traten Kabaretts aus Klietz und Schönfeld auf. Zu hören waren die Singegruppe aus Neuermark-Lübars unter der Leitung von Emmi Havel sowie der Chor aus Schönfeld. Durchs Programm führten Margot Schirmer und Manfred Richter. Am Nachmittag gastierte das Theater aus Stendal mit einem Operettenprogramm.

Der stärkste Mann wurde 1970 beim 2. Kooperationsfest ermittelt, Schiri Hermann Drorbeck pfiff beim Fußballwettkampf. Die Kinder konnten Karussell fahren und beim Zaubern zuschauen, die Attraktion war der neue Springbrunnen. Die „Harmonie-Combo“, eine Kapelle aus Klietz, spielte auf, zudem waren die Chöre aus Neuermark und Schönfeld zu hören. Die Tanzgruppe der Schule zeigte einen Kasatschok – in selbst geschneiderten Kostümen.

Beim dritten Fest waren die jungen Reiter Hans-Otto Bernau, Dieter Brandt und Frank Wagner, die von Rolf Matzdorff geleitete Singegruppe, der Männerchor und die von Fred Gesierich geleitete Turngruppe zu sehen. Eine Kinder-Modenschau des VEB Oberbekleidung aus Havelberg bereicherte das Programm beim vierten Fest.

Diese Kooperationsfeste waren damals so erfolgreich, weil die gesamte Bevölkerung dahinterstand, meinte Lothar Schirmer. Das bewies auch jetzt der große Zuspruch.